Resideo 2/24
2022-11-22 15:03:13

EEÖ:

Wärmewende braucht politische Klarheit

EEÖ anerkennt Impulse der WKÖ für die nationale Wärmewende

Fritz Katz

Der EEÖ (Dachverband Erneuerbare Energie Österreich) sieht erste Anhaltspunkte zur Öffnung der Wirtschaftskammer Österreich für die so dringend nötige Wärmewende in Österreich. Mit der heutigen Veranstaltung der WKÖ „Wärmewende Made in Austria – Wertschöpfung und Beschäftigung auf dem Weg zur Wärmeversorgung aus Erneuerbaren 2040“ diskutierten ExpertInnen und BranchenvertreterInnen, wie der Ausstieg aus teuren fossilen Energieträgern und damit auch die Unabhängigkeit von preistreibenden Energieimporten gelingen kann. Auch WKÖ-Präsident Mahrer verortet Planungssicherheit als das Gebot der Stunde.

“Der Wärmemarkt in Österreich wird noch immer zu zwei Dritteln von fossilen Energieträgern dominiert. Fossile Wärme – das bedeutet Abhängigkeit von Importen, Wertschöpfungsverluste, Erderhitzung, um nur einige schwerwiegende Probleme zu nennen. Um diese Büchse der Pandora wieder zu schließen, brauchen wir jetzt so schnell wie möglich die Wärmewende!”, erklärt Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des EEÖ.

Wärmewende ist technologisch machbar – es fehlen die politischen Rahmenbedingungen

Unter der Leitfrage „Wie schaffen wir eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2040“ wurden in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Energie Klima (WKÖ) zentrale Aspekte der Umstellung auf Erneuerbare im Wärme-Bereich von der Fachkräfte-Verfügbarkeit über Gestaltungsspielräume der Bundesländer sowie wichtige Rohstoffe und Lieferketten beleuchtet. Ausgangspunkt: Die Hälfte der in Österreich verbrauchten Endenergie wird derzeit als Wärme genutzt – davon 68% Niedertemperatur-Wärme für Heizen und Warmwasser. Dass dieser enorme Anteil am Energieverbrauch durch erneuerbare Energien ersetzt werden könnte, zeigte sich auch im Rahmen der Fachveranstaltung – mit einer wichtigen Einschränkung: Die Wärmewende sei technologisch machbar, doch müssten die entsprechenden Rahmenbedingungen, wie z.B. das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, klar und rasch fixiert werden. 

Dies sei zudem unablässig, um Österreichs weltweite Marktführerschaft bei zahlreichen Technologien zur Wärmeproduktion aus erneuerbaren Energieträgern zu wahren. Es brauche Klarheit bei den Zielen der Wärmewende und den dafür einzusetzenden Technologien. Diese Klarheit schafft die nötige Planungssicherheit für Unternehmen, auch um die erforderlichen Lehrlinge und Fachkräfte auszubilden. Prechtl-Grundnig vom EEÖ bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Für Rechts- und Investitionssicherheit benötigen die Branchen eine klare Perspektive. Endlich ist sicher, dass es auch im Wärmebereich raus aus den Fossilen gehen wird. Die Lösungen dafür haben wir in Österreich.“

Dass die Wärmewende auch eine Aufgabe der Bundesländer sei, machten Gerhard Löffler, Referatsleiter der Salzburger Landesregierung, sowie Bruno Oberhuber, Energie Tirol, deutlich. Auch wenn jedes Bundesland seine spezifischen Aufgaben zu lösen habe, sei doch das Bekenntnis zu den Bundeszielen und die Abstimmung mit denselben notwendig. Susanna Erker vom Magistrat für Energieplanung in Wien betonte die besondere Rolle, welche die Geothermie bei der zukünftigen Nutzung der Fernwärme in der Hauptstadt spielen werde. 

Wärmewende mit Technologieklarheit und in gemeinsamer Anstrengung

Überhaupt gehe es um den richtigen Mix und Einsatz der einzelnen Erneuerbaren-Technologien. So sollten Erneuerbare Gase dort zum Einsatz kommen, wo gasförmige Energieträger schwer ersetzbar sind, insbesondere in Industrieöfen, zur Dampferzeugung, für Kraft-Wärme-Kopplung oder die Abdeckung von Lastspitzen. „Das bedeutet, wir brauchen Technologieklarheit. Jede Technologie hat ihre spezifischen Stärken und sollte entsprechend dort eingesetzt werden, wo sie am besten passt“, betont die Energieexpertin Prechtl-Grundnig. Ausschlaggebend seien die vorhandenen Potentiale der einzelnen Energieträger in Abstimmung mit den Erfordernissen der Energiekonsumenten. Der Raumwärmebereich habe ganz andere Ansprüche als der Prozesswärmebereich, und könne mit Alternativen wie Biomasseheizungen, Wärmepumpen, Solarthermie, Geothermie und erneuerbarer Fernwärme versorgt werden. „Wichtig ist es, beiden Bereichen eine dekarbonisierte Wärmeversorgung in Zukunft zu sichern! Dazu brauchen wir ein klares Bild der Wärmewende. Dann können wir uns daran machen, sie aktiv zu gestalten.“ Diese Einschätzung teilten auch die verschiedenen Wärme-Technologie-Vertreter des Dachverbandes Energie Klima der WKÖ, die keine Zweifel daran ließen, dass in gemeinsamer Anstrengung die Energiewende machbar sei. 

Inzwischen scheint man auch in der Wiedner Hauptstraße auf Wärmewende-Kurs der Bundesregierung zu sein. Nicht zuletzt hat der Angriff Russlands auf die Ukraine deutlich gemacht, dass jahrzehntelang scheinbar vertrauenswürdige Lieferanten fossiler Energie ihre Verlässlichkeit schnell über Bord werfen, wenn sie plötzlich kriegerische Ziele wichtiger nehmen. Die angesichts der russischen Aggressionspolitik verlorene Sicherheit wird man durch die Wende hin zu erneuerbaren Energieträgern zurückgewinnen können. Und damit auch ein Stückchen Hoffnung.



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