Resideo 2/24
2008-10-22 17:45:16

Vernetzes Wohnen:

Energiesparpotentiale heben

Die Ansprüche der Bauherren in den Bereichen Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit sind in den letzten Jahren gestiegen. Energieoptimierende Lösungen werden immer stärker
nachgefragt.

Vernetzung wird daher in zunehmendem Ausmaß auch im Wohnbau realisiert. Sie bietet die Möglichkeit, Energie effizienter einzusetzen und damit Kosten zu sparen. Das betrifft sowohl die verschiedenen Stromverbraucher im Haushalt als auch die Heizung oder Warmwasseraufbereitung.

Der Verein Intelligentes Wohnen informiert Interessenten über die Möglichkeiten, durch Vernetzung im Wohnbereich Energie zu sparen. Einer der Vorteile, die durch moderne Netzwerklösungen erzielt werden können, ist die intelligente Steuerung von Anlagen und Geräten. Der Energieverbrauch kann dadurch an spezifische Situationen oder individuelle Bedürfnisse angepasst werden.
Eines der einfachsten Beispiele ist der zentrale Ein-/Ausschalter, der es ermöglicht, beim Verlassen der Wohnung alle Stromverbraucher außer Tiefkühler und Kühlschrank vom Netz zu trennen. Alle Geräte, die sonst im Stand-by-Modus laufen würden, sind somit ausgeschaltet. Im Laufe eines Jahres können so Beträge in nicht unwesentlicher Höhe eingespart werden. Den höchsten Stand-by-Verbrauch haben Fernsehgeräte, Videorecorder und Wasserheizgeräte in Espressomaschinen.
halbes kraftwerk einsparen
Untersuchungen haben gezeigt: Die elektrische Energie, die in Österreich pro Jahr für Stand-by benötigt wird, entspricht der Kapazität eines halben Donaukraftwerkes. Die durch den Standby-Betrieb verursachten Jahreskosten eines Haushaltes betragen im Schnitt rund 50 Euro, das Sparpotential kann aber auch deutlich höher sein. Die so genannte Netzfreischaltung hat laut Arnold Stengg vom gleichnamigen Technischen Büro noch einen weiteren Aspekt: „Viele Menschen schlafen besser, wenn keine elektromagnetischen Felder stören. Hier sorgt ein neben dem Bett angebrachter Schalter, der alle im Zimmer befindlichen Stromverbraucher vom Netz trennt, für perfekte Nachtruhe und sinkende Kosten.“ Technische Hilfe gibt auch ein Netzfreischaltungsrelais: Beim Ausknipsen der Nachttischlampe schaltet es automatisch den Stromkreis spannungsfrei, sodass dieser keine elektrischen Wellen mehr aussendet.
Intelligente Heizungssteuerung
Eine weitere Möglichkeit, Energie zu sparen, ist die intelligente Steuerung der Heizung, wie Andrea Seiler von Neura Quadrat Haustechnik berichtet. Für jedes Zimmer kann ein eigenes Heizprofil programmiert werden, das der Nutzung des jeweiligen Raumes entspricht. Das Badezimmer soll beispielsweise morgens und abends wohltemperiert sein, untertags kann die Heizung aber reduziert werden. Für das Schlafzimmer gilt: morgens und abends warm, in der Nacht darf es ruhig etwas kühler sein. Das Wohnzimmer muss unter der Woche erst am Abend wohlige Wärme aufweisen, usw. Zusätzlich schaltet sich die Heizung in einem Raum automatisch ab, wenn dort zwecks Lüftung ein Fenster geöffnet wird. Auch die Verteilung der Energie im Haus kann optimiert werden. Beispielsweise lässt sich in der Übergangszeit per Tastendruck die Wärme aus dem Wintergarten in das kühlere Bad umleiten. Auch Firmen wie Vaillant Österreich oder Merten sind auf solche Lösungen spezialisiert. Neura gibt das Energiesparpotenzial von Heizungs-, Strom- und Lichtsteuerung mit bis zu 25 % der bisherigen Kosten an.

„Eine wesentliche Kostenreduktion bringt auch der Einsatz computergesteuerter Wärmepumpen“, stellt Bernhard Winter von Neura fest. „So steht immer die richtige Leistung zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung“, betont Winter auch die Wichtigkeit des Zusammenspielens der Technologien.

Zusätzlich wird in den kälteren Jahreszeiten die warme Sonnenstrahlung automatisch durch das Öffnen der Jalousien ins Haus gelassen und abends durch Verschließen derselben die Wärmeabgabe reduziert. Auch die Warmwasseraufbereitung kann in Abhängigkeit von der Tageszeit unterschiedlich programmiert werden: heißes Badewasser muss in vielen Haushalten untertags nicht zur Verfügung stehen, sondern nur morgens und abends; dazwischen genügt meist handwarmes Wasser.
Alles im Überblick – auch aus der Ferne
Das gesamte Netzwerk der Haustechnik wird visualisiert und auf speziellen Bildschirmen dargestellt, die fix an der Wand montiert oder tragbar sein können. So können sich die Bewohner jederzeit Überblick über die aktuelle Situation verschaffen und Programmierungen vornehmen bzw. ändern. Im Zeitalter des Internet versteht es sich fast von selbst, dass alle Funktionen auch aus der Ferne, sprich online gesteuert werden können. Das bedeutet: während des Skiurlaubs kann die Wohnung ruhig sechs Tage lang auf ein Minimum temperiert sein, denn am siebenten Tag schaltet man sie vor der Heimreise einfach wieder über Internet oder Mobiltelefon ein.
Technischer Hintergrund
Heimnetzwerke können technisch auf verschiedenen Systemen basieren. Im Fall der Bus-Technologie werden Schaltbefehle über ein Niedervolt-Buskabel, eine Stromleitung oder per Funk an intelligente Steuerrelais übertragen. Andreas Gut von ABB sieht hier folgenden Kundenvorteil: „Die Intelligenz befindet sich in jedem Busgerät, bei Ausfall des einen bleiben die anderen unbeeinträchtigt.“ Ernst Windhager von Siemens und Roman Rappel von Moeller betonen die Bedeutung von Funklösungen zwecks Erhöhung des Anwenderkomforts und zur Ergänzung bereits verkabelter Installationen.

Bei SPS- oder Microcontroller-Systemen befinden sich die Steuergeräte in einem Verteiler, der mit allen Geräten und herkömmlichen Lichtschaltern sternförmig verdrahtet oder per Funk verbunden ist. „Diese industrieerprobten Kleincomputer zeichnen sich durch Skalierbarkeit und geringen Platzbedarf aus, meint Wolfgang König von der Vorarlberger Firma V8tech. Der Vorteil für die Konsumenten: „Zusammen mit unserer Software ist die Bedienung intuitiv und kinderleicht.“
Verein Intelligentes Wohnen
Der Verein Intelligentes Wohnen Austria ist eine unabhängige Vereinigung von Unternehmen zur Förderung intelligenter Lösungen für vernetztes Wohnen. Der Verein unterstützt die Kooperation von Herstellern, Architekten, Elektroinstallateuren und des Handels untereinander, um den Kunden einfachere, flexiblere und komfortablere Produkte anzubieten. Die Anwendungen vernetzten Wohnens sind vielfältig. Sie lassen sich unter den Schlagworten Flexibilität, Komfort, Sicherheit, Energiesparen und Unterhaltung zusammenfassen. Beispiele sind die zentrale Steuerung von Licht und Hausgeräten, flexiblere Multimedianutzung in jedem Raum (Internet, Audio, Video), mehr Komfort sowie Einbruchschutz. Darüber hinaus erlaubt intelligentes Wohnen effizienteren Energieeinsatz und damit Kostenreduktion im Haushalt. Mitglieder des Vereines in Österreich sind zahlreiche namhafte Unternehmen. Beispielsweise ABB, Dehn, Mocom, Moeller, Merten, Neura Quadrat Haustechnik, R&M, Siemens, Syscom, Vaillant u.a. 4

fwk

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